Salut,
Günther Kagemann schrieb:
Ich gehe mal davon aus das Du die derzeitigen und zukünftigen Probleme der deutschen Gastronomie kennst.
Wie war das mit den Verallgemeinerungen?:D
Es gibt jede Menge Lokale, die brummen. Denen ist gemeinsam, dass sie auf jeden Fall eine „Philosophie“ zum Lokal anbieten.
Bei Bines zukünftigem Lokal ist das gut gewählt. Mit Camargue verbindet der Besucher Ferien, Weite, Lebensart, Lockerheit.......
Die zweite Gemeinsamkeit aller gut gehenden Lokale ist Qualität, Qualität und nochmals Qualität. Und das nicht nur, was die Gerichte oder Getränke anbelangt.
Nein, das muß durchgehend sein vom Ambiente über das Personal, Öffnungszeiten, Sauberkeit, Konstanz der Angebote, Ideen auf der Karte usw. Der Gast muß sich darauf verlassen können.
Und gerade das ist sehr schwer durchzuhalten. Schwierigkeiten sehe ich einfach darin, dass bei Hochbetrieb die Gäste zu lange warten müssen, wenn die Wirtin alles macht, also berät, kocht, serviert und ausschenkt.
Ein Lokal kannst Du fast immer daran messen, wie schnell Speisekarte, Besteck, Carafe d’eau und Brot auf dem Tisch stehen. Und ob es vielleicht eine winzige „mise en bouche“ gibt, um Wartezeiten zu überbrücken.
Günther Kagemann schrieb:
Es sind nicht alle die Essen gehen auch gewillt fremdes zu probieren.
Also auch an deutsche Kost denken.
Das halte ich für ganz verkehrt. Ich gehe davon aus, dass Bine den gemeinen Schnitzel- und Pommes- Esser gar nicht haben will. Und auch nicht braucht, denn in Nürnberg wird es mit Sicherheit mehr Gourmets geben, als Bine für ihr Bistro benötigt.
Günther Kagemann schrieb:
Wer sein Essen genießen will ist sicher bei Dir richtig,aber wer hat tagsüber schon die Zeit dazu.Zeit hat man nach Feierabend,Deine Öffnungszeiten solltest Du noch einmal überdenken.
Dürfte auch von der Lage des Lokals abhängen. Es gibt einen Mangel an pfiffigen, kleinen Lokalen des Bistrotyps, wo man mittags schnell etwas Gutes essen gehen kann. Wenn es in der Nähe Büros, Firmen, Banken u.ä. gibt, kein Problem. Da wird es mittags immer voll sein. Da wird dann auch nicht auf den € geguckt.
Günther Kagemann schrieb:
Täglich wechselde Gerichte sind schön setzen aber vorraus das alles verkauft ist.Mach da lieber einen größeren Zeitabstand,vielleicht alle 2 Tage.
Wenn frisch gekocht wird, ist der tägliche Wechsel kein Problem. Salat, Gemüse roh halten sich doch. Ebenso wie Fleisch, Fisch in der TK.
@Bine
Ich bin sicher, das Bistro hat Erfolg, wenn Du Deine Liebe zu Frankreich Deinen Gästen über das, was Du anbietest, vermitteln kannst.
PS: Ein fondant au chocolat“ gehört unbedingt zu den Desserts. Dies lässt sich wunderbar sogar Tage vorher vorbereiten und kommt dann in 7 min auf den Tisch. Lauwarm und innen schmelzend. Hmmh. Rezept gerne von mir.
@Günther
Ich denke, Du tust Carola unrecht. Klar klingt alles, was man aus dem Ausland über die zuhause Gebliebenen sagt, verallgemeinernd. Aber wo ist denn der dümmste Spruch aller Zeiten „Geiz ist geil“ erfunden worden? Doch in Deutschland.
Und wo ist denn die Geburtenrate am niedrigsten in Europa? In Deutschland.
Das hängt doch damit zusammen, dass viele in D gar nicht mehr genießen können, obwohl wir doch alles haben. Sie leben, um billig einzukaufen. Und davon möglichst viel.
Im Gegensatz dazu die Franzosen. Da ist das Genießen üblicher. Schau Dir die Leute an, die genussvoll über die Märkte schlendern. Die gehen nicht wegen des niedrigsten Preises dorthin, sondern sie suchen sich den schönsten Salat, das prallste Poulet, den besten Käse aus. Hier ist Schmecken alles, der Preis ist (fast) Nebensache.
Klar gibt e s genügend arme Leute. Hüben wie drüben. Das soll nicht der Maßstab sein.
Die „haute cuisine“ ist in Frankreich erfunden worden. Was liegt dann näher als zu vermuten, dass eben auch hier die entsprechenden „Konsumenten“ in genügender Anzahl zu finden sind.
Deshalb ist es sicher keine Verallgemeinerung, wenn man feststellt, dass der Durchschnitt der Franzosen besser zu leben versteht, als der Durchschnitt der Deutschen.
Dafür gibt es Indizien: die vielen guten Restaurants - selbst auf dem kleinsten Dorf -, die Märkte, die vielen „Hofläden“, die Traiteure, die Chocolatiers ...
Wo findest Du das in Deutschland? Nirgendwo.
Günther Kagemann schrieb:
Warum gibt es immer mehr Discounter?
Das ist neben vielen anderen eins der „Trojaner Pferde“, von denen Sarkozy gesprochen hat. Die über die EU eingeschleust werden und die Sitten verderben.
Die Leute werden fortschreitend dümmer. Sie verstehen nicht mehr zu kochen, wissen nicht mehr, was sie essen, wissen nicht mehr, was zu welcher Jahreszeit im Land wächst, wollen nicht möglichst gut, sondern möglichst viel. Also geht man zum Discounter und nicht mehr auf den Markt.
Dieser Trend ist leider auch in Frankreich erkennbar.
Übrigens: wenn ich an der Côte wohnen müsste, würde ich sicher zu manchen Jahreszeiten auch den vollen Frust kriegen.
Aber die Côte ist zum Glück nicht Frankreich.
Viele Grüße vom Main
Aperdurus