Och, nun hackt doch nicht alle so auf der armen Rechtschreibung herum.
Ich selbst war auch mal so ein Prinzip-Gegner, und bin etwas moderater geworden, weil einige Punkte wirklich leichter geworden sind. Andere aber dafür in der Tat entweder komplett verwirrt oder schlicht weg semantisch geistiger Durchfall.
Aber was spricht denn wirklich dagegen, die Sprache zu reformieren. Nichts anderes hat der gute alte Herr Duden ja auch irgendwann mal gemacht:
Das, was ihm am logischsten erschien, und am meisten benutzt wurde, wird zur Grundlage gemacht - und das war dann auch schon unsere geliebte "alte" Rechtschreibung.
Nun gut, die Art und Weise, WIE das ganze über den Zaun gebrochen wurde war wirklich unschön, aber Fakt ist, dass einige DER Fehler, die am häufigsten gemacht wurden nun als "richtig" gelten. Was ich ganz hervorragend finde, und nichts mit Faulheit zu tun hat - denn warum wird der Fehler denn gemacht? Antwort: weil die Person aus irgendeinem Grund das Gefühl hat "so ist es richtig". Tja und wenn ein Großteil der Leute das so sieht, dann kann man das doch wohl als ureigenste Entwicklung der Sprache deuten…
Übrigens, das mit dem "Stengel" und dem "Stängel" ist einfach: Laut der neuen Definition hat der irgendwas mit "Stange" zu tun… vorher gab es keine Erklärung

Noch ein Beispiel: Die Gebildeten unter uns wussten natürlich schon immer, dass es "selbständig" heisst. Dabei finde ich es durchaus ganz in Ordnung, dass man jetzt auch "selbstständig" enstscheiden darf, ob ein zweites "st" hier gut tut. Denn außer der Stadt Selb sagt mir der erste Fall überhaupt nichts. Und ich halte es für besser, dass man solche Sachen, auch mal selbst durchstehen muss, und man eine Erklärung (bilderreich) herbeiführen kann, als dass man zusätzlich pauken muss, dass ein zweites "st" einfach nur als "unschön" gilt.
Viel schlimmer finde ich da die Verwahrlosung der Grammatik. Vorne weg, das Verschwinden von "zu" nach brauchen, und des Genitifs… DAS sind wirklich Sachen, die mir Angst machen, denn die brauchen wir wirklich noch.
In diesem Sinne hoffe ich, allen Leuten, die "nur aus Prinzip" dagegen sind, und dies noch gar nicht wahrgenommen haben, zumindest mal eine Alternative angeboten zu haben. Denn Achtung, da ist es nicht mehr weit zur heimlichen Kritik am Bildungszustand und Zweifel am Fleiß derer, die Dank/trotz der Rechtschreibreform wunderbar mit der deutschen Schriftsprache klarkommen…
Was nicht heißen soll, dass alles nur gut ist
CU