Bonjour,
vielen Dank für Ihre Hinweise, Kati. Tut gestressten Totalrenovierern doch immer gut zu wissen, daß schon andere es tatsächlich überlebt haben!
Nach dem Studium diverser Mayle-Bände haben wir natürlich schon beim Kauf des Hauses drauf geachtet, daß wir das Gebäude zum Einbau einer Heizung nicht erst zur Hälfte abreißen müssen und daß die Zufahrt groß genug ist, um auch zentnerschwere Steintischplatten per Lkw in den Hof zu schaffen.
Wir hatten das Glück, über unseren Makler am Ort zufällig auf einen mehrsprachigen, ortsansässigen Menschen zu stoßen, der sich schon seit Jahren mit der Renovierung bzw. Instandsetzung alter Bauernhöfe befaßt und gegen ein faires Honorar die Koordination der Arbeiten und ähnlicher Dinge übernommen hat. Er kennt die örtlichen/regionalen Handwerker ebenso wie unsere Pläne, Qualitätsanforderungen, unseren praktischen Bedarf (Gästehaus) und hilft uns auch in manchen anderen Zusammenhängen mit seinem Insiderwissen weiter.
Für uns stand ohnehin fest, daß wir nach Möglichkeit mit örtlichen Handwerkern arbeiten. Schließlich wollen wir die nächsten Jahrzehnte in dem Dorf leben und arbeiten.
Bei Arbeiten, die spätere Garantie oder einen höheren Materialaufwand erfordern (z.B. Dach, Elektro, Sanitär, Heizung) würde ich immer einen offiziellen Handwerkerbetrieb wählen. Denn der Einmannbetrieb (so praktisch und sinnvoll er sonst oft ist!) gibt natürlich keine Garantien und kann meines Wissens auch Material nur zu 19,6 % TVA einkaufen, wärend der "richtige" Handwerksbetrieb als Wiederverkäufer dafür nur 5,5 % TVA zahlt. Wenn Sie z.B. 300 m2 Dach neu eindecken und isolieren oder sechs Badezimmer einrichten müssen, summiert sich diese TVA-Ersparnis ganz schön.
Derzeit sind wir dabei, Kostenvoranschläge für die wesentlichen Gewerke einzuholen. Dabei hilft es den Handwerkern natürlich, wenn man ihnen zumindest ungefähre Pläne/Skizzen des Grundrisses bereitstellt. Genaue Pläne von 200-300 Jahre alten Häusern existieren kaum (zumal sie meist mehrfach umgebaut wurden) und sind nur sehr schwer zu erstellen, weil es kaum rechte Winkel gibt, Wände unterschiedlich dick, Tür-/Fenstermaße höchst unterschiedlich sind.
Außerdem ist es sinnvoll, vorab Ausstattungs- und Materialvorstellungen zu definieren: z.B. hängendes/stehendes WC/Waschbecken, halb- oder raumhohe Kacheln, Bodenbeläge, Lichtschalter, Steckdosen, oder—oder— oder. Mengen- und Qualitätsangaben erleichtern die Kalkulation. — Hilfreich ist dabei übrigens immer ein dicker Baumarkt-Katalog: Neben der Abbildung steht der Fachbegriff, den man in normalen Wörterbüchern oft vergebens sucht.
Es ist sicherlich sinnvoll, auf den Rat einheimischer Fachleute zu hören, wenn es um Materialwahl und Ausführung geht. Allerdings sind uns auch schon Handwerker begegnet, die an die eine oder andere von uns vorgeschlagene Lösung nicht heran wollten, weil sie mit einem Material noch nicht gearbeitet hatten oder eine bestimmte Aufgabe bisher einfach immer anders gelöst haben.
Da muß man dann notfalls auch mal hart bleiben: Wenn’s der eine nicht macht, macht es ein anderer. Sonst lebt man am Ende in einem Haus, das einem selbst nicht mehr entspricht. Mit einigen Kompromissen muß und kann man leben, das ist auch beim Neubau in Deutschland nicht anders (ich weiß, wovon ich rede...!). Aber die Grenzen dafür darf man nicht allzu flexibel setzen.
Französische Handwerker sind fachlich wie terminlich nicht schlechter oder besser als ihre deutschen Kollegen. Der Unterschied liegt vermutlich darin, daß der französische "Durchschnittskunde" (gerade auf dem Lande) oft weniger hohe Anforderungen an Ästhetik und Finish stellt (z.B. verdeckte Leitungen usw.), also macht der französische Kollege eben meist das, was sein Kunde zu bezahlen bereit ist.
Ich habe sehr viele französische Wohnungen, Privat- und Geschäftshäuser von innen gesehen und damit auch hervorragende Beispiele dafür, was gute Handwerker in Frankreich können. Natürlich kostet jede gewissenhafte Arbeit überall auf der Welt mehr Zeit=Geld als eine Lösung vom Typ "Naja, notfalls geht auch das."
Da wir während der gesamten Renovierung bereits im Haus wohnen (und dort separate, von der Handwerkerarbeit unabhängige Eigenleistungen
erbringen), also ganztägig auf der Baustelle präsent sind, dürften sich Mißverständnisse oder andere ganz normale Bausorgen in gewissen Grenzen halten.
Beste Grüße — Textspecht